P19 EVENT

P19 Roundtable Lunch #3 mit Bearing Point und BRZ: Chancen und Herausforderungen mit dem Digitalen Euro

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Welche Chancen und Herausforderungen bringt der Digitale Euro mit sich? Die Antworten dazu wurden beim exklusiven P19 Roundtable Lunch am 18. April im Hotel Le Meridién gesucht und gefunden. Inputgeber der Runde waren Christian Bruck, Partner bei Bearing Point, und Matthias Lichtenthaler vom Bundesrechenzentrum (BRZ).

In der Diskussionsrunde wurde schnell klar, dass der Digitale Euro ein komplexes Thema mit weitreichenden Implikationen ist. Zum aktuellen Stand soll der Digitale Euro bis 2025 in der EU eingeführt werden. Aktuell liegt ein Entwurf bei der EU-Kommission zur Abstimmung vor, der bis zum Herbst 2023 abgeschlossen sein soll. Christian Bruck ist zuversichtlich, dass die Einführung des Digitalen Euros gelingt.

Doch was genau ist der Digitale Euro? Laut Christian Bruck soll er ein zusätzliches Bezahlmittel neben dem „normalen“ Bargeld, den Bankomat- und Kreditkarten, SEPA-Überweisungen und weiteren Bezahlmöglichkeiten sein. Der Digitale Euro ist im Grunde eine digitale Version des Bargelds. Im Unterschied zum Geld auf dem Bankkonto, auf das über Bankomatkarte oder Online-Banking zugegriffen werden kann, stellt der Digitale Euro eine Forderung gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB) dar, während das Geld auf dem persönlichen Konto eine Forderung gegenüber der eigenen Hausbank ist. Wie das Bargeld wird der Digitale Euro in einer Geldbörse bzw. Digitalen Wallet aufbewahrt. Eine Besonderheit des Digitalen Euros soll sein, dass er offline verfügbar sein soll. Transaktionen mit dem Digitalen Euro können somit auch ohne Internetverbindung getätigt werden, im Gegensatz zu Online-Banking oder Kartenzahlungen.

Welche Anwendungsbereiche gibt es für den Digitalen Euro? Christian Bruck nannte einige Beispiele: Der Digitale Euro soll Peer-to-Peer-Transaktionen ermöglichen, also Überweisungen zwischen Personen - und das auch offline. Auch das Bezahlen an der Kasse oder dem Point-of-Sale muss damit möglich sein. Im E-Commerce soll der Digitale Euro ebenfalls Verwendung finden. Ein Vorteil hierbei könnte die Kosteneffizienz sein - so soll der Digitale Euro für Konsumenten kostenfrei sein. Ein besonderer Anwendungsfall ist der Bereich Governance: Steuern, Förderungen, Strafen, Abgaben oder die Familienbeihilfe sollen per Digitalen Euro bezahlt werden können. Matthias Lichtenthaler vom BZR brachte ein Beispiel in die Runde: Möchte man ein Auto in Deutschland kaufen und nach Österreich überführen, muss die Normverbrauchsabgabe (NoVA) an das österreichische Finanzamt nachbezahlt werden. Das geht entweder per Überweisung, was Tage dauert, oder in bar. Nur: Wer läuft gerne mit hunderten oder tausenden Euro durch die Stadt, um die NoVA zu bezahlen? Mit dem Digitalen Euro wäre eine dritte, schnellere und kostengünstigere Option geboten, kleine bis mittlere Beträge in der Verwaltung zu bezahlen.

Eine besondere Eigenschaft des Digitalen Euros ist, dass keine Bankverbindung benötigt wird. Hierbei spielt die soziale Komponente eine Rolle: Nicht jeder hat eine Bankverbindung oder möchte per Überweisung bezahlen. Der Digitale Euro ist wie Bargeld anonym, was ein Hauptargument für die Verwendung von Bargeld ist. Matthias Lichtenthaler brachte auch die Frage der Zweckgebundenheit des Digitalen Euros in die Diskussion: Soll jeder Digitale Euro, der beispielsweise als Familienbeihilfe ausbezahlt wird, nur für einen bestimmten Zweck ausgegeben werden? Diese Überlegungen sind relevant für die spätere Entwicklung des Digitalen Euros, so Lichtenthaler. Der Digitale Euro wird zunächst als sogenannter "Retail Euro" fungieren, das heißt, an jeder Transaktion wird immer eine Privatperson beteiligt sein. Erst später sollen auch Business-to-Business-Transaktionen möglich sein.

Im Bankensektor stellt sich die Frage, was Konsument:innen mit dem Digitalen Euro machen sollen. Christian Bruck meinte, dass es keinen großen Vorteil, sondern viele kleinere Vorteile gibt, insbesondere die Anonymität. Der Digitale Euro soll keine bestehenden Bezahlmethoden verdrängen, sondern diese ergänzen. Vonseiten der Österreichischen Nationalbank wurde darauf hingewiesen, dass es dort, wo Bargeld im Einsatz ist, auch Probleme wie Diebstahl gibt. Mit dem Digitalen Euro kann nachvollzogen werden, wer was damit gemacht hat. Außerdem würde der Handel Konsument:innen dazu auffordern, den Digitalen Euro zu nutzen, da er viel günstiger als andere gängige Bezahlmethoden sein wird. Kund:innenbindungsangebote wie Loyalty-Programme werden dadurch für mehr Händler möglich sein. Neben Banken, Payment Schemes und Zahlungsdienstleistern war auch der Handel beim Roundtable vertreten. Der Handel muss weiterhin alle Bezahlmethoden anbieten, die von Kund:innen gewünscht werden, aber auch offen für Neues sein. Diese müssen grundsätzlich alle Bezahlmöglichkeiten anbieten. Am Ende des Tages bleibt die Frage für den Handel: Was wollen die Konsument:innen?

Eine Frage stellt sich bezüglich der zukünftigen Rolle von Banken: Werden sie zu reinen Verarbeitern von Transaktionen mit Digitalem Euro werden? Prozesse und Ressourcen müssen hierbei völlig neu gedacht werden, wie von der OeNB hervorgehoben wurde. Auch die Frage der Akzeptanz und wie diese aufgebaut werden kann, wurde ins Spiel geworfen. Wie könne man Konsument:innen dazu bringen zu sagen, der Digitale Euro wäre besser?

Auch wenn es sicher scheint, dass der Digitale Euro kommt, bleiben viele Fragen offen. Er wird weitreichende Folgen haben, aber auch Chancen mit sich bringen, wie sich die Payment Pioneers bei der exklusiven Runde des Roundtable Lunches einig waren.

P19 bedankt sich bei den folgenden Payment Pioneers, die exklusiv mit dabei waren:

Christian Bruck (BearingPoint), Matthias Lichtenthaler (BRZ), Dietmar Authried (COEO Inkasso), Tanja Bamberger (Volksbank), Robert Bosch (BearingPoint), Michael Brönner (Mastercard), Andreas Eisendle (Spar), Viola Ghavidel Asgari (BRZ), Barbara Gruszkiewics (BearingPoint), Christian Hamberger (Western Union), Wolfgang Haunold (OeNB), Philipp Horvath (WKO Banken), Iris Kluttig (Post AG), Nicole Leichtfried (Santander Consumer Bank), Olivier Mathurin (CRIF), Brendan Philipp (KRAFTKINZ), Christian Pirkner (EMPSA), Christian Steinwender (Concardis), René Suschni (Hobex), Andreas Unger (BearingPoint), Roman Verdino (Payone) und Caroline Weber (WKO Handel). Gestaltet und moderiert wurde der Round Table von Birgit Kraft-Kinz (P19/KRAFTKINZ) und Martin Sprengseis (P19, bluesource). Die Organisation kommt von Catherine-Anne Philipp (P19).

Fotos: © P19/LIEB.ICH Productions.
 

Über P19:

P19 bildet die Plattform für mehr als 900 Payment Pioneers (Stand 2023). Die Payment Pioneers sind das stark wachsende Netzwerk, welches gemeinsam daran arbeitet, Sichtbarkeit für das Hot-Topic Payment in Europa zu schaffen um Kollaboration zu fördern. Wir stehen für Austausch und Innovation in einer nachhaltigen europäischen Payment Industrie.  


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